PRIVATE KRANKENVERSICHERUNG FÜR MEDIZINER*INNEN
Wenn du als Ärztin oder Arzt in Vollzeit arbeitest, kannst du in der Regel nach einigen Jahren zwischen der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung wählen.
Sowohl die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) als auch die Private Krankenversicherung (PKV) haben Vor- und Nachteile. Wir wollen dir helfen, einen ersten guten Überblick über die Unterschiede der beiden Systeme zu bekommen.
Gut zu wissen
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Expert*innenwissen "Private Krankenversicherung"
Worum gehts?
Man unterscheidet zwischen den Systemen gesetzliche Krankenversicherung (GKV), private Krankenversicherung (PKV), Beihilfe (Beamte) und freie Heilfürsorge (Polizisten, Feuerwehrleute, Justizvollzugsbeamte und Soldaten). Die Krankenversicherung erstattet die Kosten, die bei einer Behandlung entstehen. Je nach Versicherungsart erstattet die Krankenversicherung mehr oder weniger. In den weiteren Punkten schauen wir primär auf die gesetzliche und die private Krankenversicherung.
Wie sieht die gesetzliche Absicherung aus?
Die meisten Menschen in Deutschland sind im Rahmen einer gesetzlichen Krankenversicherung krankenversichert. Stand Januar 2021 gibt es in Deutschland 103 gesetzliche Krankenkassen. Die Leistungen und auch die Beitragshöhen, die zu zahlen sind, sind grundsätzlich gleich. Dennoch haben die einzelnen Kassen einen gewissen Spielraum, besondere Leistungen zusätzlich anzubieten, bzw. über den sogenannten “Kassenindividuellen Zusatzbeitrag” die Höhe ihrer Beiträge zu bestimmen. Dieser Zusatzbeitrag liegt derzeit (01/2024) im Durchschnitt bei 1,7%.
Brauche ich eine Krankenversicherung?
Ja. Da es eine gesetzliche Pflicht ist krankenversichert zu sein, stellt sich diese Frage eigentlich auch nicht. Allerdings kann sich die Frage lohnen, ob eine gesetzliche Krankenversicherung für einen selbst ausreichend ist oder ob private Zusatzversicherungen oder eine private Vollversicherung (PKV) eine sinnvolle Option ist.
Was ist der Unterschied zwischen einer GKV und einer PKV?
Die Unterschiede der beiden Systeme sind sehr vielfältig. Die folgende Tabelle unterscheidet die wesentlichen Merkmale, wobei in der Spalte PKV kein Unterschied zwischen einer privaten Vollversicherung und einer privaten Zusatzversicherung dargestellt wird. Sie hat allerdings nicht den Anspruch vollständig zu sein und kann ein Beratungsgespräch mit deinem favorisierten Berater nicht ersetzen.
Worauf sollte ich beim Abschluss einer PKV oder Zusatzversicherung achten?
Die Entscheidung für oder gegen eine private Krankenvollversicherung sehr will gut überlegt sein. Nicht nur, dass es zig Tarife gibt zwischen denen du dich bei einem guten Gesundheitszustand entscheiden kannst. Das jeweilige System (gesetzlich oder privat) bietet sowohl Vorteile als auch Nachteile. Um ein Beratungsgespräch kommst du bei dem Thema kaum herum. Ein wichtiger Tipp ist sicherlich, dass die Entscheidung für eine möglichst günstigen Tarif, langfristig keine gute Entscheidung sein könnte. Der Grund ist, dass private Krankenversicherungen (egal ob Vollversicherung oder lediglich Zusatz zur gesetzlichen) i.d.R. mit sogenannten Alterungsrückstellungen kalkulieren. Das bedeutet man bezahlt jetzt mehr, als man statistisch an Kosten verursacht. Dafür bezahlt man aber im höheren Alter weniger, als man eben dann an Kosten verursacht. Bei sehr günstigen Tarifen fehlt diese Möglich oder ist sehr eingeschränkt. Das führt häufig zu teilweise sehr starken Beitragssteigerungen im Laufe der Zeit.
Was kostet eine private Krankenversicherung / Zusatzversicherung?
Der Beitrag zu einer privaten Krankenversicherung richtet sich nach folgenden Kriterien: Alter, Gesundheitszustand und Tarif. Abhängig davon kannst du für Leistungsstarke Tarife grob mit folgenden Preisspannen kalkulieren:
Hinweis: Die Tabelle hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei den Angaben handelt es sich um Tarife die Alterungsrückstellungen bilden (außer “Option”). Es handelt sich um grobe Schätzungen gemessen an einem 27 Jährigen Humanmediziner.
Wann kann ich zwischen GKV und PKV wählen?
Grundsätzlich musst du einen guten bis sehr guten Gesundheitszustand vorweisen können, um überhaupt eine private Versicherung abschließen zu können. Zwar gibt es auch Anbieter die jemanden versichern der sehr krank ist (und das meist auch nur dann, wenn man das erste Mal in seinem Leben in eine PKV kommen könnte), aber die Auswahl ist sehr beschränkt. Man spricht hier von der sogenannten Öffnungsklausel. Abseits vom Gesundheitszustand kannst du zwischen GKV und PKV wählen, wenn folgende Situation auf dich zutrifft:
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Einstieg ins Studium
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Wegfall der Familienversicherung in der GKV mit deinem 25. Lebensjahr
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Wenn dein Gehalt für ein komplettes Jahr von Januar bis Dezember die Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) übersteigt. Diese liegt in 2024 bei 69.3000 € brutto Jahresgehalt
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Wenn du deinen Arbeitgeber wechselst und dort von Anfang an soviel verdienst, dass du von Januar bis Dezember über der JAEG gelegen hättest, kannst du auch unterjährig zwischen GKV und PKV wählen
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Wenn du hauptberuflich freiberuflich arbeitest (Niederlassung, Honorartätigkeit)
Wann ist eine kostenfreie Familienversicherung möglich und wann nicht?
Die Frage danach, wann ein Kind kostenfrei über eine GKV mitversichert werden kann oder nicht, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Entscheidend ist, ob die Eltern verheiratet sind oder nicht und wer von beiden wie viel verdient. Auf der folgenden Tabelle ist übersichtlich dargestellt, wann eine kostenfreie Familienversicherung möglich ist und wann nicht: