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AutorenbildPatrick Senn

Darum solltest du in die PKV wechseln

Aktualisiert: 4. Nov.

Die Entscheidung, ob du in die Private Krankenversicherung (PKV) wechseln solltest oder nicht sollte gut überlegt sein. Immerhin ist die Krankenversicherung sicherlich die wichtigste Versicherung die jeder von uns im Leben hat. Das stellst du spätestens dann fest, wenn du sie mal wirklich brauchst.


Genau aus diesem Grund, solltest du deine Entscheidung, ob du in der GKV bleiben willst oder in die PKV wechseln möchtest auf einer soliden Wissens-Grundlage treffen und nicht aus dem Bauch heraus oder daraus, was du von irgendwem irgendwann gehört hast. Zwar können Erfahrungen von Personen aus deinem Umfeld hilfreich sein, doch müssen deren Erfahrungen nicht unbedingt auch auf deine Situation zutreffen.


Es gibt viele Gründe, warum du dich für oder gegen eine PKV entscheiden solltest. Auf die beiden wichtigsten Punkte die für eine PKV, möchte ich heute eingehen.







PKV Leistungssicherheit



Der aus meiner Sicht entscheidende Vorteil der PKV gegenüber der GKV ist die Leistungssicherheit. Entscheidest du dich heute für einen leistungsstarken PKV-Tarif, kann die Private Krankenversicherung nicht von sich aus in der Zukunft irgendwelche Leistungen reduzieren. Einmal zugesagte Leistungen gelten dauerhaft. Falls es deinerseits so wäre, das gewisse Leistungen in der Zukunft nicht mehr nötig sind, könntest du ggf. verlangen, dass Leistungen gestrichen werden, um beispielsweise den Versicherungsbeitrag zu reduzieren. Die PKV kann das aber niemals von sich aus tun!


Anders ist es hier bei der GKV. Derzeit zählt das deutsche Krankenversicherungssystem, auch wegen der Dualität aus PKV und GKV zu den besten Krankenversicherungssystemen weltweit. Dennoch gibt es auch heute schon, deutliche Leistungsunterschiede zwischen der GKV und der PKV.


Ganz wichtig ist es für dich zu wissen, dass die Leistungen der GKV nicht auf Dauer garantiert sind! Welche Leistungen von einer GKV übernommen werden oder nicht, wird von einem komplexen System aus Politik, GKV und verschiedenen Verbänden bestimmt:

GKV-System

Es hilft dir nicht, wenn du sagst, dass du heute mit den Leistungen der GKV zufrieden bist. Bei der Frage nach der geeigneten Krankenversicherung, solltest du eine zeitliche Perspektive berücksichtigen, die dein ganzen Leben berücksichtigt.


Sehr häufig, wurden Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung im Rahmen von Gesetzesänderungen gestrichen. Beispielsweise ist an dieser Stelle das “Krankenversicherungskosten Dämpfungsgesetz” von 1977 zu nennen, gefolgt von sehr vielen weiteren “Kostendämpfungsgesetzen”.

  • 1982: 2. Kostendämpfungsgesetz

  • 1983: 1. Haushaltsbegleitgesetz

  • 1989: Gesundheitsreformgesetz

  • 1993: Gesundheitsreform Teil 1

  • 1994: Gesundheitsreform Teil 2

  • 1997: Beitragsentlastungsgesetz

  • 1999: Solidaritätsstärkungsgesetz

  • 2003: Beitragssicherungsgesetz

  • 2004: GKV-Modernisierungsgesetz:

  • und weitere 2005, 2009, 2015…


Zwar sind die Leistungskürzung je nach Sichtweise bisher nicht dramatisch ausgefallen. Denn es ist vermutlich kein Argument in die PKV einzutreten, nur weil eine Gesetzesänderung dazu führt, das beispielsweise Brillengestelle nicht mehr übernommen werden. Aber die Frage ist, wie werden die Leistungskürzungen in der Zukunft aussehen? Warum die Politik diese Maßnahmen ergreift, hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass Kosten gespart werden sollen und müssen. Dazu aber später mehr.


Es gab aber durchaus auch bereits jetzt schon Gesetzesänderungen, die sehr relevante Leistungskürzungen nach sich gezogen haben. So führte das Beitragssicherungsgesetz 2003 dazu, dass es zu massiven Kürzungen der Budgets für Arzthonorare und Krankenhäuser gekommen ist. Auswirkungen davon sind schon seit langem für jeden spürbar, der beispielsweise im Krankenhaus arbeitet und dort häufig allein für zu viele Patient*innen zu sorgen hat.


Im September 2018 habe ich einen Vortrag von Dr. Klaus Reinhardt besucht. Dr. Reinhardt ist Vorsitzender des Hartmann Bundes und seit Mai 2019 Präsident der Bundesärztekammer. Der Vortragstitel lautete: “Was leistet die Medizin von morgen - was nicht?”.


Ein Frage, welche er aufgriff, war die danach, welche Kosten für die Behandlung einer Krankheit für eine Gesellschaft akzeptabel sind und welche nicht. Das Beispiel, dass er hierfür anführte war folgendes:


"Wie viel, darf die Behandlung kosten, wenn durch diese statistisch gesehen, das Leben eines Menschen um ein Jahr verlängert werden würde?"

In der Schweiz war es zu dem Zeitpunkt so geregelt, dass die Behandlung maximal 500.000 Franken kosten darf. Wäre sie teurer, würde sie nicht durchgeführt werden, bzw. wären die Kosten nicht von der Krankenversicherung gedeckt. 500.000 Franken sind wirklich viel Geld. Ich persönlich würde an der Stelle sagen, dass sich das nach einer sinnvollen Regelung anhört. Allerdings ist das natürlich nur meine eigene, persönliche Meinung.


Als zweites nannte er das Beispiel von Großbritannien. Eine hochentwickelte Volkswirtschaft in direkter Nachbarschaft zu uns. Also definitiv kein Entwicklungsland. Dort darf die Behandlung für ein ein zusätzlich zu erwartendes Lebensjahr maximal nur 30.000 Pfund betragen. Das bedeutet, wenn jemand dort ausschließlich über die quasi gesetzliche Krankenversicherung, den “National Health Service” versichert ist und leider so krank wird, dass er nur mit einer sehr teuren Behandlung überleben kann, wird das trotzdem nicht bezahlt.


Als drittes nannte Dr. Reinhardt Deutschland als Beispiel. Bei uns gibt es in Bezug auf diese Frage tatsächlich keine Regelung. Bezahlt wird nahezu alles, was Heilung verspricht. Das klingt natürlich zunächst einmal hervorragend, führt uns aber direkt zum zweiten Vorteil der PKV und somit zum zweiten Grund, warum ein Wechsel in die PKV für dich sinnvoll sein kann. Denn die Frage ist, wie lange wird es so noch sein und was passiert, wenn die Politik sich dazu durchringen kann verbindliche Regelungen zu setzen? Und wie wird das alles bezahlt?



GKV Finanzierung

Die GKV in Deutschland ist chronisch unterfinanziert. Bereits seit dem Jahr 2004 reichen die Beitragseinnahmen nicht aus, um die Leistungen zu bezahlen. Die GKV erhält seitdem sogenannte “Bundeszuschüsse”. Diese betrugen im Jahr 2021 14,5 Milliarden Euro. Ohne diesen Steuerzuschuss wäre das System schon lange kollabiert. Der Bundeszuschuss zur GKV ist der mit Abstand größte Einzelposten bei den Finanzhilfen des Bundes.


Für das Jahr 2022 wird mit einem Bundeszuschuss von 28,5 Milliarden Euro gerechnet. Das ist ein neuer Rekordwert. Auch erhält erstmals die Soziale Pflegeversicherung im Jahr 2022 einen Bundeszuschuss in Höhe von 1 Milliarden Euro.


Echte Strukturreformen werden von der Politik nicht angepackt. Gleichzeitig altert die Gesellschaft immer weiter. Und während die Politik beispielsweise in der Gesetzlichen Rentenversicherung durchaus “weiche” Änderungen wie die Verlängerung der Lebensarbeitszeit oder die Absenkung des Rentenniveaus beschließen kann und dies auch früher schon getan hat, sind “weiche” Änderungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung kaum möglich. Man kann den Menschen einfach nicht vorschreiben wann sie krank werden dürfen und wann nicht.


Altersspezifische Ausgabenprofile in der GKV im Jahr 2015
Altersspezifische Ausgabenprofile in der GKV im Jahr 2015

Außerdem trifft der demografische Wandel die Krankenversicherung besonders hart. Warum? Ein Mensch durchläuft im Laufe seines Lebens sogenannte “Ausgaben Kohorten”. Das bedeutet mit Geburt verursacht man statistisch hohe Kosten, dann viele Jahre nur sehr geringe und mit steigendem Alter steigen dann auch die Ausgaben für die Gesundheit exponentiell. Das ist in Bezug auf die GKV sehr wichtig zu wissen. Das System ist bereits jetzt unterfinanziert. Es gibt keine zukunftsfähigen Reformansätze. Gleichzeitig stehen wir aber kurz davor, dass die Babyboomer-Generation (ab Jahrgang 1963) mehr und mehr in diese Ausgaben Starken Kohorten reinwächst.


Der Gesetzgeber hat also nur drei Möglichkeiten dem entgegen zu wirken. Erstens, er kann den Bundeszuschuss immer weiter erhöhen. Hier darf kritisch gefragt werden, wo das Geld herkommen soll? Zweitens, er wird die Leistungen der GKV in einem Rahmen kürzen müssen, wie wir es uns heute noch nicht vorstellen können. Und drittens, er wird die Beiträge - im besonderen für Gutverdiener, wie beispielsweise Ärztinnen und Ärzte - weiter deutlich anheben müssen.



Wie sieht es bei der PKV aus?


Auch die PKV hat mit dem demografischen Wandel ohne Zweifel zu kämpfen. Beitragssteigerungen wird es im System der PKV weiterhin geben. Das die Beitragssteigerungen in der PKV stärker ausfallen werden als in der GKV ist keine ausgemachte Sache. Es gibt durchaus sehr gute PKV-Tarife, die seit mehr als 10 Jahren deutlich weniger steigen, als die Beiträge der GKV. Gleichzeitig sorgt die PKV im erheblichen Maße für die Zukunft vor. Stand Februar 2022 liegen die sogenannten Alterungsrückstellungen, also Gelder die ausschließlich dazu verwendet werden die Beiträge stabil zu halten, bei knapp 303 Milliarden Euro. Während du diesen Text liest, ist die Alterungsrückstellung um gut 125.000 € gestiegen. Währenddessen wird die GKV durch Bundesmittel am Leben erhalten.


Die Umstände, dass die PKV überwiegend solide und zukunftssicher finanziert ist und im Gegensatz zur GKV Leistungen nicht gestrichen oder gekürzt werden dürfen sind die aus meiner Sicht zwei wichtigsten Punkte, die für den Wechsel in eine PKV sprechen.


Nur eine individuelle Beratung zu diesem hoch anspruchsvollen Thema kann dir konkret dabei helfen zu Entscheiden, ob du dich für oder gegen eine PKV entscheiden solltest. Nutze jetzt unser Angebot und buche dir einen unverbindlichen Beratungstermin, um über deine Fragen zum Thema "PKV oder GKV" zu sprechen.




Was kostet eine Private Krankenversicherung?


Der Beitrag zu einer PKV richtet sich nach drei Faktoren:


  1. dein Alter

  2. dein Gesundheitszustand

  3. Tarifauswahl

Für eine 29 jährige, gesunde Assistenzärztin würden wir beispielsweise einen Tarif bei einem sehr guten Versicherer empfehlen, der bei 655 € mtl. liegen würde. Hierbei ist keine Selbstbeteiligung berücksichtigt. Eine solche, würde den Tarifbeitrag nochmal reduzieren. Der genannte Beitrag wäre bei einer angestellten Person nur zur Hälfte zu zahlen, da die andere Hälfte vom Arbeitgeber übernommen werden würde.


Der Beitrag zu einer GKV richtet sich nach:


  1. Auswahl der Gesellschaft

  2. deinem Einkommen

  3. ob du Kinder hast oder nicht

Gehen wir davon aus, auch in diesem Beispiel wieder eine 29 jährige Assistenzärztin zu berücksichtigen, die keine Kinder hat, zahlt sie bei entsprechend hohem Einkommen oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze durchschnittlich 928 € mtl. für die Gesetzliche Krankenversicherung. Auch hier würde der Beitrag wieder zur Hälfte vom Arbeitgeber übernommen werden. Lediglich mögliche Zusatzversicherung, wie eine Zahn- oder Krankenhauszusatzversicherung müsste die Dame in dem Fall alleine zahlen.


Egal, ob du dich am Ende für eine PKV oder vielleicht auch eine GKV mit Zusatzversicherung entscheidest. Eine unabhängige und spezialisierte Beratung zum Thema Krankenversicherung kann dir dabei helfen, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen, so dass du eine bewusste Entscheidung treffen kannst, was du möchtest oder was nicht.


Unabhängig bedeutet bei meinsternum, dass wir zu keiner Versicherung angehören und dementsprechend auch keiner Gesellschaft verpflichtet wären. Spezialisiert meint, dass du dich gerade bei dem Thema PKV oder GKV an auf Mediziner*innen spezialisierte Berater*innen wenden solltest. Für dich als Arzt oder Ärztin gibt es verschiedene Besonderheiten zu beachten, die für andere Berufsgruppen nicht zwingend gelten. So kannst du als Mediziner*in beispielsweise besondere "Arzt-Tarife" nutzen, bei denen du vergünstigt eine PKV nutzen kannst.


Stand: 02/2022

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